Babywelt

Wenn Babys fremdeln

Wieso zeigen Babys ab einem gewissen Zeitpunkt plötzlich Scheu oder sogar Angst vor Fremden? Was genau ist fremdeln und worin liegt der Unterschied zu schüchtern sein? Was passiert in dieser Lebensphase und wie kann man sein Kind unterstützen? Hier finden Sie wertvolle Inputs zum Thema Fremdeln von Kleinkindpädagogin Susanne Mierau. Gastbeitrag von Susanne Mierau

Fremdeln oder Schüchternheit: Was ist der Unterschied und wieso fremdelt das Kind plötzlich?

Es gibt unterschiedliche Temperamente und Erfahrungen von Kindern. Daher sind manche Kinder zurückhaltend und manche eher extrovertiert. Fremdeln ist jedoch aus Sicht der Entwicklungspsychologie in einer bestimmten Lebensphase normal. Da Babys im ersten halben Jahr fremde Gesichter als Abwechslung zur Bezugsperson empfinden, lächeln sie. Ab etwa sieben oder acht Monaten betrachten Babys Gesichter jedoch genauer und sie beginnen diese zuzuordnen. Wenn Sie merken, dass Sie dieses nicht kennen und es sich um fremde Menschen handelt, lächeln sie nicht mehr, sondern können Angst bekommen und sehnen sich nach der Sicherheit und Geborgenheit durch ihre enge Bezugsperson. Fremdelnde Babys oder Kinder sehnen sich in dem Fall nach einem sicheren Hafen und ihren wichtigsten Bezugspersonen, die ihnen Halt und Vertrauen schenken.

Ist Fremdeln aus Sicht der Entwicklung wichtig?

Das Fremdeln ist als eine Art Schutzfunktion zu betrachten. Dadurch will das Kind in unbekannten oder beängstigen Situationen Sicherheit und Geborgenheit suchen. Dieses Bedürfnis nach Sicherheit sollte man als Mama, Papa oder Bezugsperson ernst nehmen und dem nachkommen. Mit der Fähigkeit des Kindes, immer selbstständiger und mobiler zu werden, sich fortzubewegen und sich auch von der Bezugspersonen zu entfernen, kann zu unbekannten Situationen führen. Das Kind ist aber in Wirklichkeit ja noch nicht selbstständig. Dass es sich dann nach der vertrauten Bezugsperson sehnt, ist normal und gehört zur Entwicklung dazu, bis es selbstständig ist. Das abweisende Verhalten oder eine Art des gesunden Misstrauens fremden Personen gegenüber ist ein Verhalten, das das auch schützt.

Fremdeln ist ein normaler Entwicklungsschritt und eine Art Schutzfunktion für Ihr Kind. Es verspürt dann bei unvertrauten Menschen oder unbekannten Situationen das starke Bedürfnis nach Geborgenheit und Sicherheit durch Sie als Bezugsperson.
 

Wie kann man sein Kind in Phasen des Fremdelns unterstützen?

Seien Sie für Ihr Kind da und geben Sie ihm das Gefühl, bei Ihnen immer willkommen zu sein. Auch wenn es weint oder in der Fremdelphase noch mehr Aufmerksamkeit von den Eltern verlangt: Begleiten Sie es liebevoll durch diese wichtige Entwicklungsphase. Schwierig ist die Phase des Fremdelns eher, wenn externe Zeitfaktoren eine Rolle spielen. Manche Kinder wollen dann einfach nicht von Fremden auf den Arm genommen werden oder woanders als Zuhause in der vertrauten Umgebung bleiben. Wenn Sie als Eltern jedoch mit der Arbeit beginnen oder sich nicht immer selbst um Ihr Kleinkind kümmern können, kann Sie das unter Druck setzen. Hier können Sie das Kind darin unterstützen, indem genügend Zeitpuffer eingeplant werden. Zum Beispiel gerade auch in Bezug auf Fremdbetreuung oder Kita. Damit eine sanfte Eingewöhnung stattfinden kann und der Übergang schrittweise stattfindet, z.B. wenn erst die Bezugsperson dabei ist, dass man noch nicht zu lange wegbleibt etc. Grundsätzlich ist es sehr individuell und als Eltern kann man am besten situativ schauen, was das Kind braucht. Ihr Kind möchte wahrscheinlich Liebe und Geborgenheit spüren und wenn es Angst hat vor fremden Personen oder Situationen, ist dies nicht ungewöhnlich. Zeigen Sie Ihrem Kind durch Ihr Verhalten, dass auch andere Menschen willkommen sind und es sich trotzdem bei Ihnen gut fühlen kann.

 

Author

Susanne Mierau

Diplom-Pädagogin

Sie studierte Kleinkindpädagogin, Heilpraktikerin und Familienbegleiterin. Sie lebt mit ihrer Familie in Berlin und ist als freischaffende Autorin tätig.